Cultural Studies (CS) haben auf dem Gelände der deutschen Kultur- und Geisteswissenschaften für Aufregung gesorgt. Gerade unter den jungen WissenschaftlerInnen schien dieser Ansatz Raum zum Atmen innerhalb der stagnierenden deutschen Theorieentwicklung zu geben. Und das nicht zuletzt aus dem Grunde, weil CS die Befassung mit populärer Kultur in Aussicht stellen, sich also mit ihren Forschungsinteressen nah an die Alltagsästhetik heranwagten, ohne allerdings den Anspruch komplexer gesellschaftstheoretischer Reflexion aufzugeben.
Dass die CS wie der gesamte Poststrukturalismus in den siebziger und achtziger Jahren einen großen Bogen um die deutschen Universitäten machten, ist nicht zuletzt deren Kleinstaaterei in hermeneutisch-philologischen, philosophischen und sozialwissenschaftlichen Zirkeln und Ordinarien-Fürstentümern zu verdanken. Dies wiederum führte zur Atomisierung und Enthistorisierung des Kulturbegriffs, mit dem Resultat, dass Kultur hierzulande als etwas elitäres, alltags- und gesellschaftsfernes galt, von Intellektuellen produziert und von den oberen Schichten in ihrer Freizeit goutiert.
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